2. Tag       05.02.2020

Erste Begegnung mit den Elementen


 

 

Ich glaube ich habe Neptun verärgert, als ich gestern Abend sagte: "Die See ist absolut ruhig, ich merke keinerlei Seegang".

 

Er schickte uns postwendend diese Nacht ein Sturmtief.


Bis gegen morgen, ca. vier Uhr, war es wirklich absolut ruhig auf dem Wasser. Ich begann schon diesen Zustand als normal anzusehen.

Dennoch war an Schlafen nicht zu denken. Es gab trotz der Dunkelheit so viel zu sehen was ich nicht kannte und deren Bedeutung ich auch jetzt noch nicht durchschaue.

Da waren diverse Leuchtfeuer, die in unterschiedlichen Intervallen und Farben Signale sandten. Es gab diese am Ufer und auch auf dem Wasser. Der Kapitän wird deren Bedeutung wohl genau kennen. ich vermute er hat auch anhand dieser Wegweiser sein Ziel gefunden.

 

Auch während der Nacht lief das Schiff mehrere Häfen an. Dort wurden schnell Paletten mit gut verpacken Güter sowohl ein- als auch ausgeladen. In einem Hafen stiegen noch zwei späte Mitreisende zu. Die Aufenthalte dauerten nur jeweils zehn bis zwanzig Minuten.

 

Gegen morgen begann dann Neptun sein Werk. Es wurde ungemütlich. Selbst dieses relativ große Schiff klatschte in die Wellentäler, so dass die Gischt hoch spritzte. Was Sie auf den Bildern 5 bis 7 sehen sind keine tiefhängenden Wolken, sondern ist die hoch aufspritzende Gischt. Sie ging höher als mein Kabinenfenster (Deck 3).

 

Ich bin kein Seemann; auf meinem Weg zum Fitnessraum (ich hab mir vorgenommen, auch während meiner Reise in Bewegung zu bleiben) schwankte ich beträchtlich. Ich benötigte die ganze Breite der Gänge.

Sobald ich auf dem Ergometer saß, wusste ich, das war keine gute Idee! Irgendwie wurden die Bewegungen des Schiffs über das Rad verstärkt und ich bekam eine Vorstellung davon, was Seekrankheit bedeutet.

Zum Glück gab sich das schnell wieder, sobald ich vom Rad abstieg.

Ich habe danach noch gut gefrühstückt.

 

Das ist unser Wetter im Moment (13:07 Uhr). Regnerisch, diesig und windig. Ich sitze im Warmen gut geschützt hinter Glas. Das Schiff liegt ruhig im windgeschützten Hafen fest vertäut.

Alesund

Wir machten am Vormittag in Alesund fest. Es war genügen Zeit für einen Landgang.

Trotz des anhaltenden Regens machte ich mich auf, die kleine Stadt (45000 EW) zu erkunden.

Sie wirkte ziemlich ausgestorben. Ich nehme an, selbst die Norweger mögen solch ein Wetter nicht.

 

Alesund gilt als die schönste Stadt Norwegens. Nach einem verheerenden Brand im Jahre 1904 wurde sie ganz im Jugendstil neu aufgebaut. Mehr Jugendstil geht nicht.

 

Sehen Sie es mir nach, dass mein Besuch der Stadt nur kurz war. Das Wetter war einfach zu abschreckend.

Per Bolstad (1875 - 1967) aus Alesund.

(Er hat den Brand der Stadt und den Wiederaufbau miterlebt).

Er war ein sehr bekannter norwegischer Komponist und Violinist.

Er war ein musikalisches "Wunderkind". Bereits mit vier Jahren spielte er Geige. Früh, schon als Teenager, begann er zu komponieren. Er war bekannt in ganz Skandinavien.

Ihm zu Ehren wurde dieses Denkmal gesetzt.


Den Nachmittag habe ich heute genutzt, mich über die Exkursionsmöglichkeiten der nächsten Tage zu informieren. Das Exkursionsteam hier an Bord ist wirklich sehr rührig, (oder geschäftstüchtig). In einem gut bebilderten und interessant gestalteten Vortrag erfuhren wir viel Wissenswertes über die Region und welche Möglichkeiten wir haben, sie zu erforschen.

Meine ersten geführten Entdeckungstouren sind für übermorgen, am Freitag, geplant. Ich werde dann darüber berichten.

Übrigens, hier soll es morgen schneien und frieren. Da werde ich dann bei Landgängen meine Spikes hervorholen und unter die Schuhe schnallen.