Abruzzen - Magliano del Marsi    27./28.10.2020

 

Assisi wird mir als verregnete Stadt in Erinnerung bleiben. In der letzten Nacht musste der Wettergott noch einmal alle Register ziehen. Starkregen, Sturm und Temperatursturz. Aber was soll`s, mir konnte er nichts anhaben. Erstens hatte ich, in weiser Voraussicht, das Vordach schon am Abend abgebaut und soweit es ging alles regensicher verstaut. Und gegen Kälte hilft ja bekanntlich Thermounterwäsche und Schlafsack. Zur Not kommt der Heizstrahler zum Einsatz.

Gerne hätte ich Assisi allerdings bei Sonnenschein erlebt, es ist doch ein Unterschied, ob man wohlig entspannt in der Sonne einen Cappuccino genießt, oder ob man vor einem Wolkenbruch in eine Bar flüchten muss.

 

Übrigens: Eine Bar in Italien darf man nicht mit einer Bar bei uns vergleichen. In Italien gehen Sie in eine Bar, wenn Sie einen Cappuccino oder eine der anderen Kaffeespezialitäten trinken möchten. Soll es zum Kaffee noch ein kleines, süßes Gebäck sein? Das bekommen Sie hier auch. Und natürlich Eis in riesiger Auswahl (original Italienisch). Keine Lust auf Süßes? Hat sich der kleine Hunger gemeldet? Auch mit einem kleinen Imbiss kann die Bar dienen.

Aber das Wichtigste, in der Bar können Sie zwanglos Einheimische treffen. Der Italiener geht wenigstens einmal am Tag in seine Bar, auch für einen Kaffee, aber genau so wichtig ist der Plausch mit dem Wirt und den anderen Gästen.

Besonders lebt die Bar bei schönem Wetter, denn dann findet das ganze Bar-Leben auch draußen vor der Bar statt.

27.10.

Ich habe hier mit Absicht noch einmal eine Streckenkarte eingefügt.

Denn auf dieser Fahrt ist mir wieder besonders bewusst geworden: "Der Weg ist das Ziel".

Zuerst verlief die Fahrt ziemlich unspektakulär; Es ging durch Industriegebiete, unbebaute landwirtschaftliche Flächen und durch kleine nichtssagende Orte.

Doch ganz plötzlich änderte sich das Bild grundsätzlich. Von links rückten die Bergkuppen des Apennin immer Näher. Rundliche Bergkuppen, über und über mit Laubwäldern bewachsen. Besonders jetzt durch die herbstliche Farben Vielfalt ein eindrucksvolles Schauspiel.

Und dann sind diese "bunten Berge" überall und es geht mitten hindurch. Und das im wahren Sinn des Wortes. Talbrücken und Tunnel wechseln sich ab und das in immer kürzeren Abständen.

Kurz vor meinem Ziel änderte sich das Bild abermals. Die Apennin Berge wichen zur Seite und machten einer weiten Ebene Platz. Jedoch hinter den bewaldeten Bergkuppen erhoben sich unbewaldete Felsmassive bis in die Wolken. Die Abruzzen kündigten sich an.


Die Berge machen einer weiten Ebenen vor Magliano del Marsi Platz

Der Campingplatz "Agriturismo il Timo.

Dieses Privileg hatte ich auch noch nicht. Einen ganzen Campingplatz für mich alleine. Und dann noch dieses nette Empfangskomitee.

 

28.10.

Heute Morgen verbargen sich die Berge erst einmal hinter Wolken. Auch Magliano  lag noch im Nebel. Als ich den Ort nach ca. 15 Minuten erreicht hatte, war von Nebel schon nichts mehr zu sehen. Die Sonne hatte sich durchgesetzt.

 

Diese kleine Stadt habe ich gleich ins Herz geschlossen. Ich weiß noch nicht, genau weshalb. Vielleicht, weil man trotz Corona - Maßnahmen erkennen kann, dass es hier noch ein lebendiges Miteinander gibt. Man grüßt sich, bleibt kurz (mit Mundschutz und Abstand) auf ein paar Worte, zusammen stehen, Es wird gehupt, (welche Unsitte) aber nicht aus Ungeduld, sondern um zu Grüßen.

 

Im Tal liegt die "Neustadt" mit den Hauptverkehrswegen. Darüber thront die Altstadt mit der Kirche als Mittelpunkt.

Rund herum enge, steile Gassen und Treppen

 

Die Kirche, zumindest interessant. Ein paar römische Relikte sind stolz übernommen, ein Bruchstück eines Reliefs, das eine Frauengestalt zeigt, die von zwei Engel begleitet wird. Der Ambo ist aus einem Säulenrest gestaltet,  der zumindest alt ist, ob römisch?  Das Taufbecken scheint mir eher auf alt gemacht, als tatsächlich alt. (?) Was mir aber besonders daran gefällt. Es steht vorne, am Altar, mitten im Geschehen. Nicht wie so oft in moderneren Kirchen irgendwo hinten.

 

Und dann diese Heiligen Figuren. Unserem heutigen Geschmack folgend fallen sie wohl unter die Rubrik, naive Volkskunst. Aber so offen ohne irgendwelche Scheu zur Schau gestellt , so nach dem Motto: "wen das nicht gefällt, der soll sich dafür entschuldigen", hat das was überzeugendes.

 

Das Bild Nr. 16 müssen Sie sich vergrößert ansehen. Interessant, was dort auf der Kredenz steht. Wasser und Wein gehören dahin. In Corona Zeiten steht dort aber auch eine Flasche mit Händedesinfektionsmittel.