Bad Wurzach

 

Klosterlechfeld

Auf meinem Weg weg von München in Richtung Westen traf ich auf den Ort Klosterlechfeld mit der prachtvollen Wallfahrtskirche "Maria Hilf auf dem Lechfeld"

 

Es wurde gerade eine Taufe gefeiert, so konnte ich im Moment nicht in die Kirche hinein.

Ich habe mir die Zeit im benachbarten Café mit einem Frühstück vertrieben.

Zudem hatte ich Zeit, mir Gedanken über mein Tagesziel zu machen. Auf meine Eingabe: "Wohnmobilstellplatz in ca 100 km", fand ich unter anderem den Wohnmobilstellplatz - Vitalium - Therme in Bad Wurzach. Die Beschreibung versprach nur Gutes. Also hatte ich auch schon mein Tagesziel.

 

In der Zwischenzeit war die Taufe beendet und ich konnte die überbordene Innenausstattung (Rokoko) bewundern.

 

In Sichtweite der Kirche gibt es eine Darstellung des Kreuzweges und Kalvarienbergs. (letztes Bild)

 

(Vorletztes Bild) Die Türe muss noch aus einem Vorgängerbau stammen, denn sie passt so gar nicht zu ihrem Umfeld. Eine Erklärung für die Tür habe ich nicht gefunden.

Dieses Wurzacher Ried muss ich natürlich erkunden. Es ist durch Wanderwege erschossen. Was will ich mehr?

Ich habe den Wohnmobilstellplatz für drei Nächte gebucht.

Wanderung durch das Wurzacher Ried

Ich habe es mir mittlerweile zur Gewohnheit gemacht, nach meiner Ankunft, erst einmal den Ort und die nähere Umgebung zu inspizieren.

Und was konnte ich feststellen? Ich hatte mit meiner Wahl des Wohnmobilstellplatzes einen regelrechten Glücksgriff getan.

Stellplatz und der Ort Bad Wurzach liegen am Rand eines einzigartigen Naturparks, dem Wurzacher Ried.

 

Das Wurzacher Ried ist eine, durch mehrere Eiszeiten entstandene, Moorlandschaft. Auf einer Fläche von über 1800 ha haben sich Hochmoor, Niedermoor, Heide und Moorwald sowie Riedwiesen ausgebildet. Diese relativ ebene Moorfläche ist umschlossen von Endmoränen. Vergleichbar mit der "Holsteinischen Schweiz" in Schleswig-Holstein.



Bad Wurzach der 2. Tag

Gestern habe ich die östliche Hälfte des Wurzacher Ried umwandert.

Heute nun stand der südwestliche Teil an.

 

Dieser Teil des Wurzacher Rieds ist deshalb besonders interessant, weil hier im zwanzigsten Jahrhundert, bis Mitte der 60iger Jahre Torf aus dem Hochmoor gewonnen wurde und man heute durch Wiedervernässung versucht, das Moor zu revitalisieren.

Auf den Wanderwegen, die teilweise auf Bohlenwegen durch das Naturschutzgebiet führen, kann man alle Stufen der Wiederbelebung gut beobachten. Zudem erläutern gut gemachte Info-Tafeln darüber, was hier gerade passiert.

Am Ufer des Torfsees können Sie ein Moorbad nehmen. Es ist schließlich Bad Wurzach.

Nebenan, in einem der vielen Bäche, kann man den Schlamm wieder abwaschen oder Wassertreten.

Hier sind Zwischenstufen auf dem Weg zu einem neuen Hochmoor zu sehen.

Die Birken und auch alle anderen Bäume im Vernässungsgebiet sterben mit der Zeit ab und bilden gemeinsam mit anderen organischen Materialien die Grundlage für neue Torfschichten.

 

Ein Rundblick über das Hochmoor im Wurzacher Ried

Die im letzten Jahrhundert mit Mühe vollbrachte Trockenlegung des Hochmoors, um an den wertvollen Torf zu gelangen, wird nun wieder rückgängig gemacht, damit neues Moor wachsen kann.

Der Riedsee

Auf den ersten Blick ein idyllischer See. Bei genauerem Hinsehen, erkennt man an der geometrischen Form des Sees, "da müssen Menschen am Werk gewesen sein."

 

Und so ist es auch.

Zuerst haben die Menschen nur für ihren Eigenbedarf, die oberen Torfschichten gestochen, dann hinderte das Wasser sie daran, tiefere Torfschichten zu gewinnen.

 

Aber der Mensch ist ja erfinderisch. Als der Bedarf nach Torf immer weiter stieg, die Dampfmaschine wurde erfunden, die Wälder waren aber schon abgeholzt und standen nicht mehr als Brennmaterial zur Verfügung, erdachten die Torfbauern Vorrichtungen, die es ermöglichten, den Torf bis auf den Grund, also auch unter Wasser abzugraben. Die Torfgewinnung und  Verarbeitung wurde industrialisiert.

Das Ergebnis ist der 10 ha große See.

 

(Bild 5) zeigt so ein Instrument zur tiefen Torfgewinnung.

(Bild 6) ist eine touristisch genutzte Erinnerung an diese Zeit. Die Torfbahn (das Bähnle) transportiert heute keinen Torf mehr, sondern fährt Touristen zum Torfmuseum. (Die Bahn steht wegen Corona im Schuppen)

Noch eine Besonderheit:

Die Haidgauer Quellseen. An der südwestlichen Ecke des Rieds entspringt die Haidgauer Ach. Von einer Plattform aus sieht man in glasklares Quellwasser. Die Haidgauer Ach fließt am südlichen Rand des Moors entlang.

Das Moor benötigt dieses Wasser nicht. Ein Hochmoor lebt ausschließlich vom Regenwasser.

Die Torfbauern allerdings nutzten die Haidgauer Ach zur Entwässerung des Wurzacher Rieds.